Über 40 Jahre TCP
Weniger als 2 Jahre nach Gründung von Microsoft, dem bekanntesten Softwareunternehmen der Welt, beschäftigte sich auch ein Oberschüler aus Mülheim mit Ideen zur Anwendung von Computern. Während Microsoft zu der Zeit aber die einfache Programmiersprache BASIC entwickelte, wollte dieser Schüler BASIC für eine Anwendung nutzen, die sehr ambitioniert war.
Angeregt durch die Herausforderung bei der Planung und Realisierung der Produkte der Firma seines Vaters, wollte er ein grafisches Computerprogramm entwickeln, mit dem man Treppen individuell planen könnte. Mit der entsprechenden Hardware ausgestattet, schaffte es Ralf Hamm – so der Name dieses Schülers – tatsächlich zur Hannover-Messe eine solche Software präsentationsreif zu erstellen.
Das Interesse war groß, und überraschenderweise kam sofort die Nachfrage aus dem Küchenbau, ob man so etwas nicht auch zur Küchenplanung nutzen kann.
Bereits im nächsten Jahr am 1.4.1978 wurde die TCP – Technische Computer-Programme GmbH gegründet und war in wenigen Jahren höchst erfolgreich mit der ersten Generation des Produkts TCP.
Erste Kunden wie GRUKO und Miele kauften für ihre prominenten Verkaufsstellen die Software zusammen mit der damals aufkommenden und sich rasant entwickelnden Hardware von Hewlett-Packard. So z. B. der Tischrechner HP 9816, der zusammen mit Peripherie und Software den Gegenwert eines gut ausgestatteten Mercedes SL hatte. Ein weiterer Vorreiter war die Firma Lüning, die hochwertige Möbel produzierte und TCP zusammen mit dem ERP-System Möfas des Gütersloher Systemhauses und Möbel-PPS-Pioniers Thiesbrummel einsetzte. Hierbei kam zum ersten Mal die bis heute erfolgreiche Systemkombination von TCP und einem ERP-System zum Einsatz. Die Idee dabei war, dass ein beliebiges ERP-System mit TCP über eine Schnittstelle kommuniziert, so dass zwei ansonsten autarke Systeme wie ein Gesamtsystem zusammenarbeiten. Der Durchbruch dieser Systemkombination kam dann 1983/84 als der schon damals bedeutende Küchenhersteller NOBILIA aus Verl dieses System in großem Stil einführte.
Im Laufe der langen Einsatzzeit der TCP-Produkte bei NOBILIA wurde dann auch dort die zweite Generation von TCP auf Basis der gemachten Erfahrungen vollständig neu entwickelt. TCP war nun eine leistungsfähige UNIX-Software, die große Erfolge feierte. Dennoch entwickelte sich die Hardware immer schneller weiter, und der PC stand vor der Tür. Mit dem einsetzenden Preisverfall einerseits und der stetigen Leistungssteigerung bei den PCs waren die Möbelhersteller und Händler nicht mehr bereit, für spezielle Grafikworkstations mehrere 10TDM zu bezahlen. Daher begann man Anfang der 1990er Jahre mit der dritten vollständigen Neuentwicklung der TCP-Software, die dann die Basis für das heutige System wurde. Erstmals bestand das System TCP nun aus zwei Hauptprodukten: dem 2D/3D Konstruktionsmodul, welches ein TCP- eigenes parametrisches Datenmodell abbildet sowie dem Planungsprogramm, das dieses Parametersystem virtuos nutzt, um mit wenigen Grundkonstruktionen die ganze Vielfalt eines Typenkataloges darzustellen. Ein frühes Alleinstellungsmerkmal war außerdem die Idee, eine Makrosprache elementar in die Grundstruktur des Systems zu integrieren.
Das im Duktus dieser Zeit nun (vorübergehend) „TCP open“ genannte Produkt setzte seinen Erfolg fort, denn nicht nur Farbgrafik, sondern auch Fotorealismus waren plötzlich eine ganz neue Anforderung, die von TCP aber bedient werden konnte. Im Wesentlichen sind es aber andere Eigenschaften, die eine grafische Auftragsbearbeitung damals wie heute bieten muss, um für den Anwender von Nutzen zu sein. Es geht um Effizienz und Kostensenkung.
Nur wenn die Grafiklösung als genau angepasstes Expertensystem das komplexe Möbelprodukt in seiner ganzen Kombinatorik exakt abbildet und alle Fallstricke und Besonderheiten zuverlässig erkennt, kann es helfen, Fehler zu vermeiden. TCP stellt hierzu ein ausgeklügeltes System zur Verfügung, das dem Anwender zur Erreichung dieser Ziele perfekt dient. Wichtig sind dabei vor allem die Erkennung von Situationen und Kombinationen und die davon abhängige Anwendung von Regeln. Allein im Bereich der heute so beliebten „Grifflosküche“ sind die Sonderfälle, in denen ein Griffleistenprofil an bestimmte andere Katalogartikel stößt sehr vielfältig. Jeder Fall muss aber sicher erkannt und an das angeschlossene ERP-System mit den korrekten Maßen gemeldet werden. Auch der Bereich der Planungshilfen z. B. bei Eckpassstücken ist abhängig vom Kontext so variantenreich, dass ein Sachbearbeiter allein gar nicht in der Lage ist, die richtigen Maße einzugeben. Daher muss das System das selbst machen.
Aber wenn es das nicht kann, so macht TCP wenigstens diejenigen bildlich visualisierten Vorschläge, aus denen der Sachbearbeiter dann wählen kann. Ganz besonders leistungsfähig ist TCP dann, wenn es notwendig wird, nachträglich grobe Änderung an der Planung vorzunehmen. Nach z. B. Wandlängen- oder Wandwinkeländerungen rechnet TCP alles selbstständig neu durch und korrigiert die gesamte Planung. Aber das macht TCP auch, wenn ganze Verkaufsplanungen aus Handelsplanungssystemen per EDI importiert werden; hier werden etwaige Ungenauigkeiten, die dem Verkäufer im Handel schon einmal passieren, automatisiert erkannt und ausgeglichen. Das erleichtert die Bearbeitung beim Möbelhersteller erheblich.
Die Basissoftware ist heute für alle Kunden identisch, ganz gleich, ob Wohnmöbel, Küche oder Badmöbel. Damit nimmt TCP die Hürde der jederzeitigen Updatefähigkeit. Alle produktspezifischen Eigenschaften und Prüfungen der verplanten Möbel sind on-top auf den TCP-Standard mittels Konfiguration und Datenanlage kundenindividuell aufgesetzt. Damit ist TCP enorm flexibel und jederzeit – auch auf „Zuruf per Telefon“ – schnell anzupassen oder zu erweitern.
TCP wird heute sowohl als Einzelplatzsystem eingesetzt wie auch in großen Clustern z. B. auch in Citrix-Umgebungen, die sich u. U. über viele Einsatzorte hinweg länderweit erstecken. Je nach Anwendungsfall ist TCP damit als POS Verkaufssystem oder als Teil der Auftragsbearbeitung mit Anschluss an ein PPS-System zu finden. Im letzteren Fall liefert TCP auch Daten für die Fertigung und Montage, die kein Sachbearbeiter mehr von Hand berechnen muss. Allein dadurch werden viele Fehler vermieden und Kosten gespart, und es bleibt auch mehr Zeit für die Kommunikation mit den Kunden. Das alles ist für das Image eines Möbelherstellers sehr wichtig. Im Laufe der Jahre ist TCP schon in vielen Ländern wie z. B. Australien, Niederlande, England, Schweiz, Brasilien u. a. eingesetzt worden. Auch haben sich in der Zeit viele Softwareunternehmen mit dem schwierigen Thema des ERP-Systems für die variantenreiche Möbelproduktion beschäftigt.
Die TCP GmbH hat sicher 30 oder mehr solcher Systeme kommen und gehen sehen. Heute gibt es erfolgreiche, aktive Anbindungen an die in der Branche gut bekannten Systeme von SAP, iff consulting, PCS Strakeljahn, 2020 Technologies und ESS GmbH Falkensee. Außerdem gibt es Datenaustausch mit speziellen Fertigungssystemen der Kunden und zu großen Branchenplayern wie Cobus Concept.
TCP unterstützt seine Kunden auch darin, ganze Verkaufsräume mit vielen Kojen planen zu können. Diese sog. Großraumplanung wird trotz der enormen Datenmengen mit TCP effizient ermöglicht. Außerdem gibt es weitere Produkte der TCP GmbH, die auf den Fähigkeiten des Hauptprogramms TCP beruhen. Zum einen bietet der Web-Konfigurator die Möglichkeit, eine Vielzahl von Varianten online auf Internetseiten just-in-time – also ganz ohne Wartezeit für die Berechnung – fotorealistisch durchzuspielen. Dazu werden Tausende Schablonen und fotorealistische Teilbilder automatisch generiert. Der Vorteil des fertigen Produkts ist dabei nicht allein die Geschwindigkeit und die fotorealistische Qualität, sondern vor allem der, dass der Nutzer außer einer Geschmacksverirrung keine Fehler machen kann. Damit unterscheidet sich dieses Marketingprodukt erheblich von Web-Planern. s. a. www.neu.tcp.de
Ein anderes Produkt ist der Scalermixer (intern „Schönschubser“) mit dem eine mit TCP fotorealistisch gerenderte Szene nachträglich in vielen Facetten wie Brightness Factoring, Ambient Occlusion, Gamma-Correction, Radiosity (Global Illumination) usw. verändert werden kann, bis das Ergebnis von einem Foto nicht mehr unterschieden werden kann. Die Technik, die dabei zum Einsatz kommt ist weltweit einzigartig, denn hier werden Einstellungen quasi im Nachhinein verändert, die ansonsten nur vor dem Ray-tracing ausgewählt werden können. Das Ziel dabei ist, dass der Nutzer auch bei schlecht gewählten Einstellungen die Rechenarbeit von vielen Minuten bis hin zu Stunden nur einmal aufwenden muss, ganz egal wie unschön das Ergebnis zunächst ist. Obwohl die Grundfähigkeiten eines Produkts wie TCP längst alle implementiert sind, ist man bei der TCP GmbH überrascht, welche immer neuen Herausforderungen an das Produkt mitunter gestellt werden.
Viele Ideen kommen aus der aktiven Anwenderschaft und werden von der Entwicklung gern verallgemeinert umgesetzt, so dass sie möglichst vielen Kunden mittels entsprechender Konfiguration zugutekommen. Daher ist eines sicher, auch in Zukunft wird es genug Potenzial für die weitere Entwicklung und Verbesserung von TCP geben. 40 Jahre sind da nur ein Anfang.